Blood on the Clocktower (YOURBLOODNIGHT)
- Betti Maus
- 27. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
oder auch: eine Reihe verwirrender Ereignisse
„Entweder blufft er… oder nicht.“ – entweder haben wir uns am Freitag (15.08.2025) wieder einmal zur mittlerweile sechsten YourBloodNight versammelt … oder nicht.
Aber falls wir das getan haben, dann war das wohl diesmal in der Zweigstelle meiner Praxis, dem „Mika-Fit“ in der Nähe des ElbeParks. Letztes Mal waren wir in unserer Hauptpraxis gewesen, mussten aber feststellen, dass es in dem etwas zu kleinem Behandlungsraum doch unangenehm warm wurde. Jetzt gab es hier eine Klimaanlage, da ein Großteil der Praxis als Gerätezirkel – wie eine Art medizinisches Fitnesscenter – aufgebaut war, und die war bei den derzeitigen Temperaturen pures Gold wert.
Gemeinsam sammelten wir die Sitzmöglichkeiten (das kleine Sofa war wohl am bequemsten, habe ich mir sagen lassen) und bauten einen Sitzkreis in unserem Kursraum auf.
Musik lief über die Anlage in der Nähe des Eingangs und für die Raucher*innen gab es sogar praktischerweise eine zusätzliche Tür in der Nähe unseres Spielortes. Zwar hatten wir mit der Campus Bar eine tolle Location verloren, doch diese Räumlichkeit hatte durchaus auch ihre Vorzüge.

Neun Spieler*innen trudelten nacheinander ein und da es ein paar Neulinge gab, spielten wir zu Beginn eine Runde „Trouble Brewing“ und anschließend eine Runde des Custom-Skripts „Everyone can play“ (von Ben Burns; Mitarbeiter des Pandemonium Institutes), mit dem ich nun schon etwas Erfahrung habe. Zusätzlich hatten wir mit dem guten Ruffy (ein braver Doggo von Saskia und Roy) das sicher beste Maskottchen des Abends an unserer Seite.
Falls sich jemand daran erinnert, bleibt das Custom-Skript „Uncertain Death“ (von Matt; Reddit-User aus der BotC-Community) weiterhin ein Traum für die Zukunft – aber noch gebe ich ihn nicht auf, eines Tages wird es soweit sein.
Glücklicherweise verfügt diese Zweigstelle über viele kleine, verschließbare Räume, weswegen jede*r zu
Beginn der Runde einen Token in einer Art ‚Privataudienz‘ ziehen und anschließend dazu aufkommende Fragen stellen konnte.
Trouble in Town?
Patte, als unser heutiger ‚Chef‘-Koch (den ich vor Beginn der Runde als meinen Betrunken ausgewählt hatte), erfuhr in der ersten Nacht, dass der Dämon und sein Scherge direkt nebeneinander sitzen mussten. Zusätzlich wurde er noch von Mario als Giftmischer erwählt und ich entschied mich dafür, ihm eine Zwei zu zeigen. Da es mit Mike einen Einsiedler im Spiel gab, war das sogar eine Möglichkeit, die einiges an Verwirrung stiften sollte. Saskia wusste nun, dass entweder die andere Saskia oder Marc der Mönch sein mussten und Carlo (Empath), dass sowohl Saskia als auch Marc als seine Sitznachbarn ‚gut‘ waren.
Saskia erhielt ein ‚Ja‘ auf ihre Wahl als Wahrsagerin, denn Roy war tatsächlich der Dämon und Carlo ihr roter Hering.
Das waren die Informationen der ersten Nacht und sollten damit für eine Runde voller Verwirrung führen.

In der ersten Tagesrunde wurden einige Informationen untereinander geteilt und relativ schnell kristallisierte sich Folgendes heraus: Wenn man davon ausging, dass Patte die Wahrheit sprach, dann musste das böse Trio um Mike herum sitzen, der als Einsiedler ein Teil davon sein musste. Damit waren für ihn Marc und Carlo unter Generalverdacht, denn Saskia (Waschweib) vertraute er und dann blieben für ihn nur diese beiden übrig. Das wurde nur noch davon unterstützt, dass Marc den Namen seiner Rolle nicht ganz auf dem Schirm hatte und deshalb weniger vertrauenswürdig wirkte, als das Waschweib ihn darauf ansprach. Marc seinerseits verdächtigte die Riege um und auf dem kleinen Sofa, die bestehend aus Jakob (Rabenhüter) und Mario tatsächlich relativ still wirkte.
Dennoch: auch nach langem hin und her diskutieren, wurde schließlich keine*r für eine Hinrichtung ausgewählt, und bisher gelang es Roy recht gut dabei, unauffällig zu bleiben.
In der zweiten Nacht entschied sich Roy (Dämon) dafür, Saskia (Wahrsagerin) zu ermorden, was eine durchaus starke Rolle aus den Reihen der Guten eliminierte. Mario vergiftete seinerseits mit Carlo den Empathen, der auch weiterhin eine Null erhielt, obwohl er ja nun mit Roy einen lebenden Sitznachbarn hatte – ein kluger Schachzug, der die Position des Dämons weiter untermauerte.
Und damit gingen wir in den zweiten Tag. Wieder drehten sich die Gespräche um Pattes Informationen und darum, ob man Carlo als Empathen vertrauen konnte. Und dann geschah, was wohl früher oder später geschehen musste. Durch ungünstige Verkettungen hatte Roy meine helfende Geste missverstanden und statt des Totengräbers den Bibliothekar als Bluff geclaimed. Prinzipiell eine leichte Rolle, mit der er sich auch bisher gut in das Gruppengefüge eingegliedert hatte. Aber leider auch eine Rolle, die man einfach mal opfern kann, was nun leider auch geschah.
Zu Roys Ehre: Keiner, wirklich keiner hatte wohl mit diesem Ausgang gerechnet, und die verblüfften Gesichter der Anwesenden waren wirklich einfach Gold wert.
Obwohl das Misstrauen geradezu in der Luft lag, schlug Mike vor – um mehr über Jakob herauszufinden, der als Rabenhüter äußerst verschwiegen war – man solle den Kreis um Carlo (Empath) erweitern; und da es sowieso gut war, jemanden zu töten, warum dann nicht den Bibliothekar? Als Erste-Nacht-Rolle hatte er seinen Dienst erfüllt, zumindest in den Augen der anderen Spieler*innen.
Dagegen konnte Roy nicht viel einwenden und mit gerade genug Stimmen (für seine beiden Vorgänger*innen hatte es nicht gereicht) wurde er hingerichtet.
Sein Scheiterhaufen sprühte bunte Funken und das gute Team konnte nicht ganz glauben, dass es gerade tatsächlich gewonnen hatte.

Da die erste Partie doch recht abrupt geendet hatte und noch alle Zeit und Lust hatten weiterzuspielen, gingen wir alsdann in Runde 2. Diesmal mit dem Skript „Everyone Can Play“ – wobei ich sagen muss, dass es erstaunlich entspannt war mal wieder eine Runde „Trouble Brewing“ zu leiten (das war erstaunlich schön).
Das Misstrauen der Masse
Mike, als neuer Uhrmacher, erfuhr in der ersten Nacht, dass der Dämon und sein Scherge direkt nebeneinander sitzen mussten. Marc als Empath wusste
nun, dass er zumindest offiziell zwischen zwei guten Spieler*innen saß. Und der Rest? Nun, um den musste ich mich zumindest in dieser Nacht nicht weiter kümmern.
Das waren die Informationen der ersten Nacht und ich musste mir ein kleines Lachen verdrücken, denn Roy war wenig begeistert davon, erneut im roten Team (wenn auch diesmal als Scharlachrote Frau) zu sein.

Nachdem sich die Gruppe zerstreut hatte, beobachtete ich neugierig, wie Patte (Narr) und Saskia (Mondkind) im Kursraum zurückblieben und sich ihre Rollen offenbarten, während draußen bereits nach einem oder mehreren Außenseitern gesucht wurde.
Wie man es von einem guten Spieler erwarten würde, offenbarte Mike der Gruppe in der großen Runde seine Informationen und stellte sich anschließend zur Wahl.
Kurz bevor wir in die heiße Phase übergingen, bat mich Carlo doch noch um eine private Audienz. Seine Frage lautete: „Ist der Dämon und/oder sein Scherge weiblich?“ – eine Frage, die mir nach dem ersten Mal kalte Schauder über den Rücken laufen lässt :,D aber da er der betrunkene Künstler war, antwortete ich lächelnd mit „Ja!“ und freute mich auf die Dinge, die da kommen mochten.
Nach ein wenig hin und her, wurde der Uhrmacher von Ruffy, unserem Maskottchen, gefressen – eine Todesart, die ich dann doch mal nicht allzu sehr ausgeschmückt habe (obwohl mir das sonst große Freude bereitet).
Und damit ging es wieder in die Nacht: Jakob tötete Marc (Empath) und Saskia (Glücksspieler) versuchte mit ihrer Fähigkeit, Carlo (Künstler) zu verifizieren. Leider wurde ihr das zum Verhängnis und damit starben sogar ganze zwei Bürger diese Nacht – was meine Arbeit deutlich einkürzte. Nun musste ich nur noch Mario (Totengräber) wecken, um ihm Mikes Rolle zu zeigen.
Tagsüber war dann die Überraschung groß, dass – nachdem letzte Partie so wenig gestorben waren – nun ein Drittel der Spieler*innen in wenigen Minuten dahingerafft wurde.
Da sich außer Saskia niemand für eine Außenseiterrolle gemeldet hatte, stand außer Frage, dass sie zum blauen Team gehören musste und dass es einen Betrunkenen unter ihnen gab. Jakob (Dämon), der sich als Wahrsagerin ausgab, verplapperte sich leicht vor Mike, stand aber für den Moment nicht im Rampenlicht. Mario schwieg sich weiter aus, in der Hoffnung, noch mehr Informationen sammeln zu können, und Roy (Scharlachrote Frau) bluffte unauffällig, der Mönch zu sein, und schrieb artig in seinen Block. Eine Sache, die ich außer bei Gregor tatsächlich noch nie gesehen habe, zumindest bei einer meiner Runden.
Da Carlo seine Frage bereits gestellt hatte, entschied man sich schließlich für ihn, und er wurde relativ schmerzfrei hingerichtet; wobei Marc Saskia (Mondkind) doch eher skeptisch gegenüberstand und versuchte, eine Abstimmung für sie zu initiieren – ich habe an diesem Abend wirklich erstaunlich viele Nominierungen mit 1–3 Stimmen entgegengenommen.
Wieder einmal wurde es Nacht in unserem beschaulichen Dörfchen und Jakob entschied sich tatsächlich dafür, sich selbst zu töten, und ich übergab Roy das Zepter des Dämons, dem die Freude geradezu aus den Poren schoss. Einzig Mario musste ich noch wecken und da es keinen Giftmischer gab, offenbarte ich ihm, dass Carlo der Trunkenbold und nicht wirklich der Künstler war.
Am nächsten Tag mussten wir uns von Mario verabschieden, denn er war schlussendlich einfach zu ruhig – nicht, dass ich Metagaming unterstütze. Aber das Dorf musste einen der letzten Vier opfern und einzig bei Saskia war man sich sicher. Patte (Narr), der lauteste der Drei, und Roy standen sich gegenüber, doch wo gehobelt wird, fallen manchmal auch Späne.
Oder eben Mario in diesem Fall.
Interessanterweise standen wir nun wieder vor einem Präzedenzfall: Patte als Narr hatte noch seine 2 Leben übrig. Das bedeutete, dass, sollte er weiterhin verschont werden, sich am Ende zwei Spieler*innen gegenüberstehen würden als sogenannte ‚Final Three‘.
Und dazu kam es auch: Roy wählte Saskia des Nachts aus, wodurch ihre Fähigkeit, später jemanden in den Tod zu reißen, ins Nichts verlief.
Aber damit blieben nur noch Patte (2 Leben) und Roy (1 Leben) übrig und nach einer hitzigen Diskussion war es dann auch so knapp, wie es nur sein konnte.
3:4 Stimmen für Roy, der exekutiert wurde, aber meiner Meinung nach eine wirkliche Glanzleistung vollbracht hatte, obwohl er einen durchaus schwierigen Stand hatte. Wieder einmal musste er auf den Scheiterhaufen und wieder sprühten die bunten Funken dem guten Team zum Sieg!

Und damit ging auch diese YOURBLOODNIGHT zu Ende und ich freue mich schon sehr auf unsere nächsten Runden im September! ☺
Dankenswerterweise steht uns auch dafür wieder das „Mika Fit“ zur Verfügung und wenn alles klappt, werden wir in der 2. Hälfte endlich „Uncertain Death“ spielen – aber dazu nächstes Mal dann mehr.
Tja und wer weiß, vielleicht spielen wir ja eines Tages mal ein Custom-Skript, das ich selbst zusammengezimmert habe. Bleibt gespannt und denkt immer daran: Ihr könnt Niemandem vertrauen :,D
Vielen lieben Dank fürs Lesen und Mitspielen!
(Anmerkung d. Redaktion: Rollen wurden entsprechend der Gender-Bezeichnungen im Spiel beibehalten, was jedoch nicht unkritisch gegenüber den Spieleentwickler*innen zu erachten ist.)


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