Blood on the Clocktower (YOURBLOODNIGHT)
- Betti Maus
- 25. Okt.
- 9 Min. Lesezeit
oder auch: mal gewinnt man, mal verliert man
Letzten Freitag (17.10.2025) war es schließlich so weit, sich zur nun achten YOURBLOODNIGHT im Mika-Fit in Dresden-Mickten zu versammeln. Gemeinsam suchten wir die zum Glück zahlreichen Sitzmöglichkeiten zusammen und bauten einen Sitzkreis in unserem Kursraum auf. Anschließend kamen nacheinander dreizehn erwartungsvolle Spieler*innen, die mit mir sage und schreibe drei ganze Runden das Custom-Skript „Everyone can play“ (von Ben Burns; Mitarbeiter des Pandemonium Institutes) spielen würden – dreizehn in den ersten beiden und neun in der letzten Runde.
Diesmal war auch Ruffy wieder an unserer Seite, wodurch uns damit wohl das #bestemaskottchen mit seiner Anwesenheit beglückte. Und damit starten wir mitten hinein in ein paar abenteuerliche Handlungsstränge, die aber alle der puren Wahrheit entsprechen.

Der Sieg der beiden Annas
Micha, der heutige betrunkene Uhrmacher, erfuhr in der ersten Nacht, dass der Dämon und sein nächster Scherge zwei Plätze auseinander sitzen mussten – was leider von mir erschwindelt war. Der Seyrich konnte nun kombinieren, dass es einen Baron geben musste, war er doch die Heilige (bei dreizehn Spieler*innen gibt es ohne Baron keine Außenseiter) und dass einer unter ihnen der Betrunkene sein mochte.
Johan erhielt ein ‚Nein‘ auf seine Wahl als Wahrsagerin und wurde damit darin bestärkt, dass er seinen Sitznachbarn anscheinend vertrauen konnte.
Am Ende durfte sich Franz-Joseph noch in aller Ruhe mein Grimoire ansehen, denn das war seine Fähigkeit als Spion.
Dies waren die Informationen der ersten Nacht, die fürs Erste für genug Gesprächsstoff sorgen sollten. Der Rest würde erst später in den nächsten Phasen in Aktion treten.
In der ersten Tagesrunde wurden Informationen in zwei größeren Gruppen untereinander ausgetauscht – Raucher*innen und Nichtraucher*innen – und als meine Spieler*innen nur wenige Minuten später wieder zu mir zurückkehrten, stellte sich Folgendes heraus: der Seyrich war die Heilige und damit musste es einen Baron geben, somit auch mit großer Sicherheit einen Betrunkenen. Zusätzlich hatte auch Micha seine trügerische Info gedroppt und wurde wie einst Cäsar von jedem und niemandem durch Zerteilen gerichtet.
In der zweiten Nacht entschied sich Simon (Dämon) dafür, Johan (Wahrsagerin) zu ermorden, was bereits am Anfang eine ziemlich starke Rolle aus dem Verkehr zog. Jakob als Glücksspieler erlag seinem Unglück und konnte Micha nicht als Uhrmacher verifizieren – damit verlor das gute Team gleich zwei seiner Unterstützer*innen an den Sensenmann.
Alina (Totengräber) musste ich leider den Trunkenbold-Token zeigen und damit war Michas Position als zweiter Außenseiter nun doppelt untermauert.
Tja, und eine weitere Nacht durfte der Spion einen ausgedehnten Blick hinter meine Kulissen werfen, um sie tagsüber möglichst plastisch seinen Gefährten beschreiben zu können.

Und damit begann der zweite Tag und, oh boy, was für ein Tag das werden sollte. Man wusste mittlerweile, dass man der ‚2‘ des Uhrmachers nicht mehr trauen konnte und dass sie ihre starken, öffentlich geouteten Rollen, um weiter Informationen zu erhalten, bereits verloren hatten. Nach einer kurzen Diskussionsrunde, die erst ein Ende fand, als ‚Anna 2‘ sich als Künstler offenbarte, beriet sich die Gruppe angeregt, welche Frage sie mir wohl stellen könnte.
Am Ende wurde es: ‚Trägt der Dämon eine Brille?‘, die ich mit wahrheitsgemäß mit ‚Nein‘ beantwortete. Und damit begann, sich eine kleine Welt zu entspinnen, denn keine Brille trugen nur: Anna 2 (geoutet: Künstler), der Seyrich (geoutet: Heilige), Alina (Totengräber), Micha (Trunkenbold), Roy (Mönch) und Simon (Dämon). Wenn man Anna 2 glaubte und bedachte, dass Micha tot war und der Seyrich die Heilige sein musste, dann blieben gar nicht mal so viele Leute übrig.
Und dann geschah etwas Unglaubliches, etwas, das in all meinen Spielen noch nie zuvor geschehen ist: Anna 1 (Dämonenjäger) – bis dahin eher still und beobachtend gewesen – erhob ihre Stimme: „Ich schieße auf Simon.“
Kurzes Schweigen, doch dann, mit lautem Jubel aller Anwesenden, ging der überraschte Dämon in bunten Funken auf. Nun, zumindest fast aller Anwesenden, wenn man von einem laut fluchenden Spion mal absah.
The Holy Trinity
Jakob, Uhrmacher, erfuhr in der ersten Nacht, dass der Dämon und sein nächster Scherge diesmal nur einen Platz auseinander sitzen konnten. Roy (Bibliothekar) gab ich zu verstehen, dass es keinen Baron geben konnte, waren schließlich keinerlei Außenseiter im Spiel.
Simon erhielt ein ‚Ja‘ auf seine Wahl als Wahrsagerin (Anna 2 und Saskia), da seine eigene Großmutter (Anna 2) sein roter Hering war. Das waren durchaus einige Informationen in der ersten Nacht, die dennoch nicht für rege Gespräche unter meinen Mitspieler*innen sorgen sollten .
Am ersten Tag wurden nur wenige Informationen untereinander getauscht und Jakob und Roy erdachten sich gemeinsam einen Plan: diesmal würden sie sich hinrichten lassen, ohne vorher zu verraten, welche Rolle sie innehatten – ich habe wohl vielleicht etwas zu oft den Totengräber als eine der drei Bluffrollen verwendet. Wie gut, dass ich das für die Runden dieses Abends nicht getan hatte.
Gesagt getan und so fiel Roy kopfüber in eine Grube voller giftiger Schlangen und starb an einem eher hässlichen Genickbruch.
In der Nacht wählte Gregor Micha (Künstler) und der Seyrich (Giftmischer) vergiftete Saskia, der ich als Totengräber nun zeigen konnte, was ich wollte.
Um etwas Verwirrung zu stiften, zeigte ich ihr den Baron, der zwar nicht im Spiel war, aber das musste sie ja nicht wissen. Es hatte sich zwar keiner als Außenseiter geoutet, doch das war auch nicht bei jeder der vier Rollen möglich oder sinnvoll – es könnte also durchaus in eine selbst zusammengestellte Welt passen. Simon erhielt diesmal ein ‚Nein‘ und konnte damit sowohl Johan als auch Jakob für diese Nacht als Dämon ausschließen.
Am zweiten Tag konnte sich mein Dorf leider nicht dazu überwinden, mir einen der ihren zu opfern. Schade, aber da kann man nichts machen.
Jakob offenbarte sich nun doch als Uhrmacher und teilte seine Information mit der Gruppe. Anna 2 gab vor, die Wahrsagerin zu sein, um ihr Enkelkind Simon zu beschützen.

In dieser Nacht wählte Gregor Simon (Wahrsagerin) aus und riss damit nicht nur ihn, sondern auch Anna 2 (Großmutter) mit in den Tod. Der Seyrich (Giftmischer) vergiftete Franz-Joseph, der ihnen als Dämonenjäger nun tagsüber nicht mehr gefährlich werden konnte – ein Umstand, der leider ungenutzt blieb.
Tagsüber machte sich der Seyrich nun leider einfach zu verdächtig und obwohl er sich bemühte, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, so musste er sich schließlich doch der Menge beugen. Es gab nun aber zwei interessante Dinge zu beachten:
Erstens: Anna 1 und Alina gaben an, der Mönch zu sein.
Zweitens: Gregor und Nina gaben an, der Empath zu sein.
Aber da man sich bei ihnen nicht sicher war und sich alle zumindest auf den Seyrich einigen konnten, musste er sich seufzend dem Reich der Toten anschließen. Gregor entschied sich des Nachts für Franz-Joseph, der ihm unvergiftet wie oben bewiesen durchaus gefährlich werden konnte.
Da nun niemand mehr vergiftet oder betrunken sein konnte, zeigte ich Saskia (Totengräber) den Giftmischer und sie schloss nur wissend lächelnd ihre Augen.
Nun ging es Anna 1 (Teufelsadvokat) an den Kragen: Alina konnte sich selbst leider besser als Mönch verkaufen – der sie ja auch war – und das führte sie geradewegs auf den Richtblock. Zumindest war ihr Dämon (Gregor) einen weiteren Tag vorangekommen und das war ja schließlich alles, was zählte.
In der vorletzten Nacht musste Jakob (Uhrmacher) dann doch noch weichen und damit blieben noch fünf lebende Spieler*innen übrig: Gregor (Dämon), Johan (Rabenhüter), Saskia (Totengräber), Alina (Mönch) und Nina (Scharlachrote Frau).
Saskia hatte ich noch zeigen können, dass Anna 1 der Teufelsadvokat gewesen war, und nun musste debattiert werden, ob es sich bei Gregor oder doch bei Nina um den Empathen handelte.
Es ging ein wenig Hin und Her, wo Johan richtigerweise darauf hinwies, dass Gregor durchaus Grund zur Annahme hatte, dass Johan seinerseits den Mönch geclaimt hatte (, um möglicherweise bei Nacht vom Dämon getötet zu werden,) und bei der vorherigen Mönchs-Debatte nicht einmal mit seiner Wimper gezuckt hatte – ein durchaus auffälliges Verhalten. Ein Doppelclaim kommt ja durchaus hin und wieder vor, aber ein TRIPLE-Claim? Das war mal etwas Neues und wurde meiner Meinung nach viel zu wenig von meinen Spieler*innen beleuchtet, aber sowas kommt eben auch vor.
Gregor konnte sich jedenfalls so gut aus den Vorwürfen herauswinden, dass schließlich doch er als Überlebender aus dieser Wahl hervorging.
Am Ende holte sich Gregor Alina und konnte gut genug gegen Johan sticheln, dass sich ihm die Geisterstimmen anschlossen und dem bösen Team einen Sieg bescherten.
Erstaunlich, aber wahr: da unsere erste Runde relativ schnell zu einem recht überraschenden Ende gekommen war, schlossen sich neun meiner dreizehn Spieler*innen kurz und wir entschieden, eine weitere, dritte Runde in kleinerer Besetzung zu spielen.
„Ich will doch nur ein bisschen gamblen …“
Gregor, unsere Wahrsagerin, erhielt ein ‚Ja‘ auf seine Wahl zwischen ihm und Anna 2 (Dämon). Lustigerweise hatte ich ihn selbst als seinen Roten Hering erwählt, was noch zu ein wenig Verwirrung führen sollte. Roy (Großmutter) erkannte in Franz-Joseph als Rabenhüter sein Enkelkind und gemeinsam schmiedeten sie eine Allianz – zwei Gute gegen den Rest der Welt.
Das waren die Informationen der ersten Nacht, zugegebenermaßen nicht besonders viele.

Tagsüber zerstreute sich die Gruppe und versuchte, sich unauffällig unter die Lupe zu nehmen. Anna 2 (Dämon) gab sich derweil als Empath und Alina (Giftmischer) als Bürgermeister aus. Letztendlich konnte sich das Dorf wieder Mal nicht auf einen der ihrigen einigen, weswegen ich meinen betrunkenen Totengräber leider nicht würde wecken müssen.
In der Nacht wählte Anna 2 mit Franz-Joseph zwar den Rabenhüter, aber leider auch das Enkelkind, weswegen er auch Roy (Großmutter) mit sich in den Abgrund riss. Franjo begutachtete Jakob und da es sich bei diesem um den Einsiedler handelte, zeigte ich ihm nach kurzem Überlegen den Giftmischer-Token. Das quittierte er mir mit einem schiefen Lächeln und schlief schließlich wieder ein. Leider hatte sich Jakob noch nicht öffentlich zu seiner Rolle (Einsiedler) bekannt, sonst hätte sich unser Rabenhüter vielleicht ein anderes Opfer für seinen unstillbaren Wissensdurst gesucht, aber am Ende kann man das natürlich nie wissen.
Tagsüber wurde Nina (Mönch) verdächtigt, auffällig ruhig zu sein, und da sie sich gutherzig für Anna 2 und Alina einsetzte, musste sie wohl oder übel ihrer Stimme beraubt werden. Man stieß sie gemeinschaftlich vom Kirchturm und beobachtete, wie sie kopfüber auf dem frisch gesetzten Kopfsteinpflaster aufschlug – auf eigenen Wunsch, versteht sich.
In der Nacht wurde dann Gregor ermordet und ihm blieb nichts weiter als sein ‚Ja‘ in der ersten und zweiten Nacht. Dass ich ihn selbst zu seinem Roten Hering gemacht hatte, konnte man nun mal nicht ohne Weiteres erahnen. Micha konnte sich über sein Glücksspiel eine weitere Nacht am Leben erhalten und Saskia zeigte ich den Trunkenbold statt Ninas eigentlicher Rolle (Mönch).
Am Tag konnte man sich dann mal wieder nicht auf eine*n Spieler*in einigen, und um das Ganze noch ein wenig hinauszuzögern, blieb auch heute das Richtbeil unbenutzt.
Micha wollte sein Glück ein weiteres Mal auf die Probe stellen und kündigte lautstark an, Alina (Giftmischerin) als Bürgermeister zu überprüfen. Sie hatte zuvor richtig angemerkt, dass bei dessen Fähigkeit das gute Team gewann, wenn bei der ‚Final Three‘ keine Exekution mehr stattfinden würde.
Dazu durfte auch heute niemand mehr hingerichtet werden, falls Micha sich in seinem riskanten Spiel doch irren sollte, und so gingen wir alle mit einem eher unguten Gefühl zu Bett.
In der Nacht vergiftete Alina Micha (Glücksspieler) und ich wollte mich schon freuen, doch Anna 2 entschied sich unglücklicherweise ebenfalls für ihn und so kollidierten die Pläne meiner beiden Bösen leider miteinander.
Trotzdem sollte man anerkennen, dass damit weiterhin verschleiert blieb, worum es sich bei unserem ‚Empathen‘ wirklich handelte.
Tagsüber blieben wir nun bereits in der großen Gruppe beisammen, denn mittlerweile waren nur noch vier lebende Spieler*innen übrig geblieben. Alina verwies erneut auf ihren Bürgermeister-Bluff und versuchte damit, ihre Glaubwürdigkeit zu unterstreichen – was ihr meiner Meinung nach sehr gut gelang. Saskia hatte leider keine neuen Informationen erhalten und Gregor drehte sich ein weiteres Mal um seine zwei positiven Testungen.
Schlussendlich wurde doch keiner getötet, denn meine Spieler*innen hingen sehr an ihrem Leben, und damit sollten wir ein letztes Mal für diesen Abend in die Nachtphase gehen.
In der Nacht tötete Anna 2 (Dämon) Jakob (Einsiedler) und wir gingen in den krönenden Abschluss, die Final Three, über: Anna 2, Alina (Giftmischer) und Saskia (Trunkenbold/ Totengräber) waren noch am Leben und ein Großteil der Totenstimmen noch im Spiel.
Am Ende warfen sich Anna 2 – mit der großen Unterstützung meiner verstorbenen Mitspieler*innen – und Saskia gegenseitig zum Fraß vor, wobei es unser Dämon schaffte, weniger Stimmen als ihre Kontrahentin zu sammeln. Alina beharrte zwar auf ihrer Fähigkeit als ‚Bürgermeister‘, doch schlussendlich wurde sich nicht weiter darum gekümmert. Im düsteren Mondschein konnte man schließlich eine ausgelassene Anna um unser warmes Feuer tanzen sehen, denn ein zweites Mal hatte das böse Team an diesem Abend gewonnen.

Und damit ging auch diese YOURBLOODNIGHT wieder zu Ende und ich freue mich schon sehr auf unsere nächsten Runden im November, bei der ich glücklicherweise doch dabei sein kann! 🙂 Zum Glück steht uns auch dafür wieder das Mika-Fit zur Verfügung und vielleicht komme ich dann schon etwas besser mit der Technik dort zurecht 😅 Vielleicht. Vielleicht …
Ich entschuldige mich für die dezente Überlänge meines Textes, aber ich kann mich einfach nicht kurz fassen.
Am Ende kann ich nur immer wieder sagen: Vielen lieben Dank fürs Lesen und Mitspielen! Das bedeutet mir wirklich viel :3 und bis zum nächsten Mal!
(Anmerkung d. Redaktion: Rollen wurden entsprechend der Gender-Bezeichnungen im Spiel beibehalten, was jedoch nicht unkritisch gegenüber den Spieleentwickler*innen zu erachten ist.)
Bilder © Betti (YBG)



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